420 Day: Woher kommt der Code und wie steht es eigentlich um die Cannabis-Legalisierung?

420 Day: Woher kommt der Code und wie steht es eigentlich um die Cannabis-Legalisierung?

Welt-Cannabis-Tag, Internationaler Kiffertag oder eben 420 Day: Wer „420“ googelt, der stößt auf verschiedene Bezeichnungen für das, was am 20. April auch hierzulande unter Cannabis-Freund:innen gefeiert wird. Zelebriert wird natürlich nicht nur der Konsum. Der Tag wird auch dazu genutzt, um von der Politik eine liberalere Haltung beim Cannabiskonsum, -besitz, -anbau und -verkauf einzufordern. Der „420 Day“ hat in Deutschland dieses Jahr eine besondere Bedeutung. Schließlich ist die Cannabis-Legalisierung angekündigt – und doch sind noch viele Fragen offen und die ersten Schritte der Ampel-Regierung lassen auf sich warten. Was genau hinter „420“ steckt und wo wir in Sachen Cannabis-Legalisierung in Deutschland stehen, erfährst Du in diesem Blog-Beitrag.

Von Kalifornien in die Welt: „420“ wird zum Cannabis-Feiertag

Ausgesprochen wird „four/twenty“ englisch und im US-amerikanischen Datumsformat. Damit ist auch die Verbindung zum 20. April geklärt. Nur, mit dem Datum hatte der Code „420“ ursprünglich wenig zu tun – vielmehr bezeichnete er die Uhrzeit 4.20 p.m., also 16.20 Uhr. Aber alles der Reihe nach. Nach Europa ist der Code schon vor einigen Jahren übergeschwappt und der „420 Day“ ist inzwischen nicht mehr nur unter Cannabiskonsument:innen bekannt. Auch die Politik und die Medien beschäftigen sich zunehmend mit dem Cannabis-Tag, der in Deutschland dieses Jahr aufgrund der Liberalisierungsdiskussion eine besondere Stellung einnimmt.

Aber wie kam „420“ zustande? Die Geschichte dazu reicht bis ins Jahr 1971 zurück. Eine Studentengruppe aus dem heute bekanntlich cannabisfreundlichen Kalifornien, die sich "die Waldos" nannte, soll sich jeweils um 16.20 Uhr an einem geheimen Treffpunkt verabredet haben. Der Zweck des Treffens war die Suche nach einer Cannabisplantage, die sich angeblich in der Nähe befinden sollte. Gefunden haben „die Waldos“ die Plantage nie, gekifft haben sie wohl trotzdem. „420“ im Zusammenhang mit Cannabiskonsum blieb bestehen und wurde schließlich in die Welt hinausgetragen. Geholfen hat dabei vor allem die mit den jungen Männern befreundete Band „Grateful Dead“, die den Code übernahm und einer breiten Masse bekannt machte.

Demo zum Cannabis-Tag: sofortige Entkriminalisierung von Cannabis gefordert 

Auch in Berlin wird der Welt-Cannabis-Tag mit einer Demo für die umgehende Entkriminalisierung von Cannabis genutzt. Am 20. April 2022, um 13.00 Uhr geht es auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor los. Mit dabei sind Redner aus Politik und Gesellschaft, wie Jugendrichter Andreas Müller, der ehemalige Polizeipräsident Hubert Wimber oder Ates Gürpinar von der Partei Die Linke. Was auf die Ohren gibt es von GReeeN, Plusmacher, Marvin Game und vielen weiteren Musiker:innen. Höhepunkt der Demo soll der gemeinsame „Smoke In“ vor der SPD-Parteizentrale sein, der traditionell um 16.20 Uhr stattfindet.

Du fragst Dich jetzt vielleicht: Braucht es denn diese Demo überhaupt? Hat sich die Regierung nicht sowieso schon für die Abgabe von Cannabis ausgesprochen? Das stimmt, aber es ist kompliziert. Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien festgelegt, dass eine "kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften" eingeführt werde soll. Wie die Legalisierung genau ausgestaltet werden soll, ist aber noch unklar. Von verschiedenen Politiker:innen ist zu hören, dass das „niederländische Modell“ verhindert werden soll. Dort ist zwar schon seit den 1970er-Jahren der Verkauf in lizenzierten Geschäften erlaubt, jedoch nicht der Einkauf in größeren Mengen. Dass der Schwarzmarkt bei unseren Nachbarn also immer noch floriert, überrascht nicht. Der Plan in Deutschland ist deshalb ein anderer: Der Anbau, die Verarbeitung und der Handel sollen allesamt legalisiert werden. Damit wollen SPD, Grüne und FDP "die Qualität kontrollieren, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindern und den Jugendschutz gewährleisten", wie es weiter im Koalitionsvertrag heißt.

Entkriminalisierung vor Legalisierung: hunderttausende Strafverfahren sofort verhindern

Aber wie steht es um die Entkriminalisierung von Cannabiskonsument:innen? Der Deutsche Hanfverband sieht genau diesen Schritt als Ausgangspunkt des Legalisierungsprozesses in Deutschland. Er fordert, dass zunächst kleine Eigenverbrauchsmengen erlaubt werden sollen. Damit könnten hunderttausende von Strafverfahren bis zur Abgabe von Cannabis in lizenzierten Geschäften – was in zwei, drei Jahren Realität sein könnte – unterbunden werden. Diese Forderung macht also alleine deshalb schon Sinn, weil die Legalisierung nicht von heute auf morgen kommen wird.

Dies betont auch der neue Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert in einem Interview mit dem „Legal Tribune Online“. Der SPD-Politiker spricht von einem „Paradigmenwechsel“ beim Thema Cannabis, der seine Zeit braucht. Hinzu kommt, dass der Ukraine-Krieg und die Pandemiebekämpfung – und deren langfristigen Auswirkungen – aktuell natürlich die politische Agenda bestimmen. Dass die Prioritäten der deutschen und der Weltpolitik aktuell nicht beim Thema Cannabis liegen, verstehen wir sehr gut. Gerade deshalb unterstützen wir die Forderung für eine schnelle Entkriminalisierung des Cannabiskonsums, um so eine Basis für einen Legalisierungsprozess zu schaffen.


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